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"Ihr hän's aber nett do!"

Aktualisiert: 14. Sept. 2023


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„Ihr hän‘s aber nett do!“ Das ist der typische Ausspruch von Kund:innen, die zum erstem Mal zu uns an den Gaishof kommen. „Hier isch’s ja noch ä weng wie früher“, freuen sich andere. Und tatsächlich hat sich bei uns in den letzten Jahrzehnten zwar einiges verändert, vieles ist aber gleich oder zumindest ähnlich geblieben. Anlässlich des Internationalen Museumstages am 16. Mai 2021 will ich daher einige Artefakte der letzten 200 Jahre vorstellen.

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Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde unser Hof zu einem Vollerwerbsbetrieb, von dem eine Familie leben konnte. Mit der seit den 1960er Jahren betriebenen EU-Agrarpolitik und ihrer Forderung nach immer größer, immer mehr und immer effizienter konnten wir uns allerdings nicht anfreunden. So wandelte sich der Hof notgedrungen zu einem Nebenerwerbsbetrieb, in den nur noch das notwendigste investiert wird. Bei uns am Gaishof hat daher vieles musealen Charakter und erzählt vom landwirtschaftlichen Leben der letzten Jahrhunderte.

Wenn bei uns ein Gerät oder ein Gegenstand nicht mehr gebraucht wird, werfen wir ihn nicht gleich weg, sondern lassen ihn erst einmal an seinem Platz. Vielleicht braucht man ihn doch mal noch irgendwann. Mit vielen Dingen sind auch schöne Erinnerungen verbunden und man bringt es nicht übers Herz, sich davon zu trennen. So hängt bei uns beispielsweise noch immer das Kummet von unserem letzten Pferd neben der Stalltür – die Stute Fanny wurde 1972 verkauft. Auf dem Schopf hängen noch die Kummets der Kühe, die früher auch mitarbeiten mussten.

In den 1920er Jahren entstand unser sogenanntes Waschhaus. Dort drin steht unser gemauertes, holzbefeuertes Brenngeschirr, das noch immer voll funktionsfähig und seit 1929 durchgehend in Betrieb ist. Gleich daneben befindet sich der Herdepfeldämpfer, in denen wir die Herdäpfel für die Schweine gekocht haben. Er kommt auch heute noch zum Einsatz, wenn sehr viel heißes Wasser benötigt wird, beispielsweise bei der Hausschlachtung. Und dann ist da noch der große Holzbackofen. Hin und wieder backen wir darin noch Brot und – als leckeres Zugeständnis an die Moderne – Pizza.

Außerdem gibt es noch dutzende kleinere und größere landwirtschaftliche Gerätschaften, die der technische Fortschritt überflüssig gemacht hat – Dreschflegel, riesige Heurechen, Getreidesiebe, Scheideisen, Zugsägen, Maulkörbe für Kälber, Misthutten, Rückenspritzen aus Blech, Eggen und vieles mehr.

Schon mein Ur-Ur-Großvater Josef (1820 - 1897) betrieb eine Nebenerwerbslandwirtschaft. Sein Haupteinkommen verdiente er als Steinhauer. Sein Werkzeug ist zwar mittlerweile leicht angerostet, aber immer noch vorhanden.

Ein Besuch am Gaishof ist daher auch immer ein wenig wie ein Museumsbesuch. Wer zu uns kommt, um Schaps, Nussöl oder Honig zu kaufen, und etwas Interessantes oder Seltsames sieht, sollte also unbedingt nachfragen, was es damit auf sich hat. Jeder Gegenstand hat nämlich seine ganz eigene Geschichte.












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